Multilokales Wohnen zwischen Mobilität und Sesshaftigkeit

Bei multilokal wohnenden Personen ist der Koffer ständiger Begleiter. Foto: Elke Wurster
Bei multilokal wohnenden Personen ist der Koffer ständiger Begleiter. Foto: Elke Wurster

Der Mensch im multilokal organisierten Alltag

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Beobachtung, dass sich immer mehr Menschen im Alltag multilokal organisieren (müssen); sie wohnen, leben und arbeiten an mehreren Orten. Dieses spezifische Arrangement steht in Wechselwirkung mit gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Thematisch berühren Multilokalität und Mobilität drei grosse gesellschaftliche Rahmenthemen der globalisierten Spätmoderne: Pendeln Tourismus und Migration. Sie umfassen demnach sowohl die berufs- und ausbildungsbedingte als auch die freizeitinduzierte Multilokalität. 

Obgleich die Alltagsorganisation verteilt über mehrere Standorte historisch nicht neu ist, so lässt sich qualitativ und quantitativ doch ein bemerkenswerter Wandel feststellen. Das Phänomen liegt heute quer zu allen Schichten und Lebensstilgruppen. 

Dennoch gibt es bislang kaum wissenschaftliche Erkenntnisse, welche der Breite und Komplexität der praktizierten mobilen Mehrörtigkeit gerecht werden. Auch von Seiten der amtlichen Statistik stehen keine differenzierten und verlässlichen Angaben zur Verfügung.

Ziel des Projektes ist es, einen phänomenologischen Überblick, eine Typologie relevanter multilokaler Wohnformen in der Schweiz zu erarbeiten. Dabei geht es nicht allein um den Bezug zum Hier und Dort des/der Mehrfachwohnenden, sondern auch um den Weg dazwischen. In der dynamischen multilokalen Alltagsorganisation bedingen sich Mobilität und Sesshaftigkeit gegenseitig. 

Der breite und die Daten kontextualisierende Zugang beinhaltet weiter die Auseinandersetzung mit zentralen Begrifflichkeiten wie Wohnen, Mobilität, Multilokalität und Raum.

Die Vorgehensweise zeichnet sich primär durch einen qualitativen Zugang im Sinne der Grounded Theory aus. Die Perspektive des/der Wohnenden erlaubt Rückschlüsse auf die Bedeutung multilokaler Lebensweisen für die alltägliche Lebensführung; das aktiv gestaltende Individuum steht im Mittelpunkt der Betrachtung. Darüber hinaus wird bestehendes quantitatives Datenmaterial in die Analyse mit einbezogen.

Anwendung: Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zum einen für weiterführende externe SeiteMobile Culture Studies genutzt werden; zum andern werden sie in die Lehre der Architekturstudierenden einfliessen. Zum Ver-ständnis einer multilokalen Lebensweise gehört das Erfassen ihrer Bedeutung für Architektur, Wohnungsbau und Siedlungsentwicklung. Das Projekt strebt die aktive Vernetzung mit thematisch involvierten internationalen und interdisziplinären Forschungszusammenhängen an.

2006 bis 2010

Leitung

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